Der Mythos der Göttin Nüwa
Über die Göttin Nüwa gibt es zwei wichtige Sagen: zuerst erschuf sie uns Menschen, später flickte sie uns den zerstörten Himmel wieder heil.
Wie sie uns Menschen schuf, darüber streiten sich zwei Geschichten. Tai Ping Yu Lan schrieb so: Nüwa wanderte in der Welt herum, die der Gott Pan Gu erschaffen hatte. Sie fühlte sich einsam , wünschte sich mehr Lebendigkeit, da sah sie ihre Widerspiegelung im Fluss und bekam die Idee. Mit dem Wasser benetzte sie die braune Erde und knetete nach ihrem eigenen Ebenbild kleine Lebewesen, diese konnten laufen und sprechen wie sie; sie nennt sie Menschen. Nach einiger Zeit empfand sie diese Arbeit viel zu langsam, in dem Tempo würde sie die Welt nicht füllen können. So nahm sie eine Weidenrute, tauchte sie in den Schlamm und schwang sie um sich – Schau, es ging viel schneller, jeder Tropfen, der zum Boden fiel, wurde ein Mensch. Nüwa verkuppelte die Frauen und Männer, brachte ihnen die Fortpflanzung bei und vollendete die Schaffung der Chinesen.
Du Yizhi erzählt eine andere Version: Nach der Schöpfung von Pan Gu lebte auf der Welt nur das Geschwisterpaar Fuxi und Nüwa. Beide überlegten, sich zu vermählen, aber schämten sich dafür. So bestiegen sie den Kunlun Berg und sprachen zum Himmel: „Möchte der Himmel, dass wir ein Ehepaar werden, so bitte sammelt die Wolken zusammen; wenn nicht, bitte schickt die Wolken weg.“ Die Wolken brauten zusammen. Erleichtert vereinten sich der Bruder und die Schwester, beide sind sie die Vorfahren der Chinesen.
Später brach eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen dem Feuergott und dem Wassergott aus, sie ging so weit, dass die Himmelssäulen zerbrachen; infolgedessen stürzte der Himmel ein, ein großes Loch erschien. Dies führte zu Unmengen von Katastrophen: der Boden bekam Risse, Feuer schoss aus der Erde, das Land wurde überflutet, auch menschenfressende Tiere trieben sich herum und bedrohten das Dasein der Menschheit.
Nüwa griff ein. Sie sammelte farbige Steine, schmolz sie in einem großen Feuertopf zur einer Flüssigkeit, mit der sie den Himmel flickte; sie tötete eine Schildkröte, mit deren vier Füßen stützte sie den Himmel; dazu beseitigte sie einen Drachen und schreckte somit die fürchterlichen Tiere, zerstreute Heuasche in die Flüsse und dämmte die Flut.
So langsam kehrte die Normalität zurück, die Menschen konnten wieder in Frieden leben. Aber es hinterließ Spuren: sehen Sie, der Himmel ist leicht schief und neigt zum Nordwesten; dies ist der Grund, warum es die Sonne, den Mond und alle Sterne stets nach Westen zieht; und weil der Boden im Gegensatz zum Himmel zum Südosten neigt, so orientieren sich die Flüsse alle dorthin.
Nüwa, Wa ist auf Chinesisch gleichklingend wie konkav, erinnert an das weibliche Geschlechtsteil. So gesehen verkörpert Nüwa und ihr Mythos die Mütterlichkeit, die Abstammung aller Menschen.